2 minute read

Heute war es ein wenig anstrengend und nervenaufreibend, obwohl ich zugeben muss, vom heutigen Tag zu sprechen ist um 11:07 Uhr etwas verfrüht, aber schon jetzt hat die Natur mir kräftig in meine Suppe gespuckt.

Also, alles fing so an: nach einen beschwerlichen gestrigen Tag, an dem wir, meine Verwandten und ich, uns über eine Museumsinsel schleiften, verfiel ich in dieser Nacht in einen schweren, angsteinjagenden Traum, der vom gelegentlichen Pochen des Regens an mein dünnes Dach begleitet wurde. Dieser depressive Traum verschwand erst, als ich früh am Morgen mit dem Gefühl im Bauch aufwachte, dass die hochnaesige Uhr gleich ihr Wissen der Uhrzeit auf mich herabpiepen lassen wird. Die hochnaesige Uhr, die sogar die Temperatur kennt, und bei so viel Wissen muss man wohl hochnäsig werden, verhinderte erfolgreich, dass ich das warme Bett weiter genießen konnte. Und wirklich, ein paar Minuten später erklingt ein dezentes aber durchaus deutliches Erinnern der Hochnaesigen, dass es Zeit wird, der Wirklichkeit ins Auge zu schauen. Nach sieben Minuten erfolglosen Zupressens der Augen, hat das Verantwortungsgefühl die Kontrolle über meine Beine an sich gerissen, und mich aus dem Bett geschleudert. Ich rannte schnell durch ein wenig Nieselregen ins große Haus, und machte mich fertig für einen neuen Tag in der Uni, einen neuen Tag der Entmystifizierung der Natur.

Ich trat aus der Tür, und entschied mich, da es kaum regnete, das Regencape nicht anzuziehen, was sich im Folgenden als leichter Fehler herausstellte, aber soweit konnte ich vorhin nicht in die Zukunft sehen – und so zwitscherte ich weiter ein lustiges Lied vor mich hin. Nach einem Kilometer wurde der Regen etwas intensiver, aber ich entschied ein für alle Mal, dass Umkehren keine Option ist. In dieses gedankliche Korsett eingesperrt, radelte ich immer tiefer in den Regen, in immer größere Tropfen, wobei jeder eine Platzwunde an meinen Körper verursachte. Aus der Hose kam bei jeder Bewegung das Wasser herausgeschäumt, aber zurückfahren war keine Option, der Regen penetrierte meine Jacke erfolgreich, sodass ich merkte wie der nasse Wollpullover meine Arme und Rücken beschwerte und befeuchtete, aber zurückfahren war keine Option, und das Bangen um den Laptop, den ich auf dem Rücken trug, nahm Besitz von meinen Gedanken, aber umkehren war keine Option.

Also kämpfte ich mich die nächsten acht Kilometer bis zur Uni durch, das lustige Lied auf den Lippen wurde immer leiser, und fast ertunken stellte ich meinen Laptop an meinen Arbeitsplatz, bemerkte erfreut, dass er trocken geblieben ist, und machte mich auf den Weg zurück, um trockene Sachen anzuziehen, da ich das mir und meinen Kollegen im Zimmer nicht hätte antun können. Der Hauptauftrag war erfüllt: der Computer stand an seinem Platz, und ich hatte die Uni betreten.

Also ging es nochmal zurück, der Regen hatte nachgelassen, jetzt bemerkte ich die Kälte – es waren knapp vier Grad Celsius, die sich durch die feuchten Sachen an meine Haut pirschten. Die Hände waren nicht mehr in der Lage, die Bremsen ordnungsgemäß zu bedienen, und das Einzige, was mich am Leben hielt, war natürlich der Gedanke an dich, und die Vorstellung einer angenehmen, warmen Dusche, die ich dann nehmen würde. Im sicheren Heim nahm ich dann eine kalte Dusche, zog trockene Sachen an, und legte das Regencape in Sichtweite. Dann kam meine Cousine, die mich mit dem Auto zur Uni fuhr.

So, das war’s für heute! Jetzt werde ich dann nur noch auf die Mittagspause warten, die bald kommt, und dann ein bisschen so tun, als ob ich arbeite, und in Wirklichkeit im Internet surfen. Also, hier hat der Oktober schon angefangen.